
Heute geht's 100 Kilometer nach Norden zur letzten Insel, die mir noch fehlt. Der GR 131 Fuerteventuras soll darauf beginnen. Das habe ich vor 5 Jahren so nicht realisiert und bin gleich vom Hafenanleger des Fred. äOlsen Express in den Süden gestartet. Ich habe mich immer nur gewundert, warum der mit Etappe 2 startet. Eben dort legen auch die Boote und Wassertaxtis in Richtung Lobos ab. Meine Schwester hat online extra Karten gebucht. Es gibt eine Besucherbeschränkung, die wohl über die Fährenplätze geregelt wird. Wir haben ein rotes Schiff und es ist voll. Eigentlich ausschließlich Einheimische fahren hinüber, die an diesem Samstag wohl ihr Wochenende auf dem Vogelschutzgebiet an den Buchten verbringen wollen. Aber auch eine große Schulklasse ist mit an Board. Die Kinder tragen eine Gesichtsmarkierung, eine hellgrüne Kriegsbemalung, auf den Wangen und haben sichtlich Spaß. Sie dürfen auch mal am Steuer des Bootes sitzen und die Kapitänsmütze aufsetzen. Auf der Insel angekommen staut es sich am Besucherzentrum. Alle schauen auf das eine Wanderschild und studieren den Wanderweg zum Leuchtturm 3,5 Kilometer weiter nördlich. Es ist tatsächlich die offizielle erste Etappe des GR 131. Banausen. Ich bin gewohnt, in der Regel völlig alleine den Weg zu beschreiten. Jetzt sind es duzende. So bevölkert erlebe ich sonst nirgends Wanderwege hier. Aber der Strom teilt sich bereits an der nächsten Ausfahrt zur quietschtürkisen Bucht direkt hinter dem Anlager, wo alle hinwollen. Man lichtet sich ab im klischeehaften Türkis der halbrunden Lagune. Viele haben Boom Boxen dabei. Beschallung muss sein. Ist kein Einzelfall. Gehört anscheinend zum Wochenendausflug unbedingt in die Tasche. Auch der Weg zum 2 Kilometer entfernten, 178 Meter hohen entfernten Vulkan bleibt nicht unbeschallt. Wir klettern natürlich hoch. Es ist schließlich der höchste Punkt der Insel. Er bietet eine klaren Blick auf die ganze Südwestküste Lanzarotes. Ich kann alles erspähen von Playa Blanca bis Puerto del Carmen. Der Leutturm mit dem Radar im Süden, der Vulkankrater dahinter, die Südspitze, die viele weißen Klötzchen der unzähligen Pueblo-Ferienanlagen. 3 Jahre ist es her, dass ich dort entlang gewandert bin. Wir ziehen weiter. Die Landschaft von Lobos ist wie ein Mikrokosmos der kanarischen Landschaften irgendwie. Es gibt weiße Sandwüsten, Vulkangesteinwüsten, grün bewachsene Lagunen und einsame Badebuchten. Gut, Bäume fehlen natürlich, es ist windstill und sehr heiß, sodass ich nur noch in Badehose herumlaufe, wie viele andere auch. Zum Leuchtturm von Lobos zieht es nur noch Vereinzelte. Wir machen Pause und ich lege mich auf eine Mauer. Es ist ruhiger Wellengang. Mövengekreische überall. Hier oben ist auch das Initialschild des GR 131 und ich komme ohne Leute rings herum auch mal zum Lesen und werde etwas wehmütig. Damit ist der Trans Canarias nun endgültig komplett. Wir machen einen Rundweg daraus und gehen den Weg über das "Häfchen" und die grünen Lagunen zurück. Puertito ist tatsächlich sowas wie ein Ort mit winzigen Wohnhäusern, einem Kioskfensterchen und einem Restaurant, das bis halb vier öffnet. Es ist umgeben von weitern, malerischem Lagunen, die ein wenig an die Blue Lagoon von Island erinnern. Auch ein paar Boote liegen vor Anker. Man liegt herum und schwimmt herum. Gerade die Frauen sind auffällig freizügiger unterwegs hier. Die Besucher der Insel sind alle sehr jung und mir scheint es, als genieße man die familiäre, improvisierte Aussteigerathmosphäre als eigene Exklusivität im Kontrast zu den beobachteten, konrtollierten, großen Stränden in Sichtweite gegenüber auf der Hauptinsel, die vorwiegend von Briten in Coralejo und Deutschen rund um Jandìa bevölkert sind. Wir bleiben hier bis schließlich die letzte Fähre kommt und sich der Anleger mit den vielen jungen, rotbraun gebratenen Wochenendaussteigern füllt. Unser Boot hat einen Glasboden und wir treten den Rückweg im Keller des Katamarans an. Viel zu sehen gibt's aber nicht, außer das türkise, realtiv flache Wasser auf dem 15 Minuten langen Rückweg zur Hauptinsel. Schöne Insel mit echt vielen, schönen Menschen; ohne eine ins Gesicht geschriebe Servicementalität. Ein Tag im Park irgendwie.
Der Abend bricht an, als wir Coralejo wieder erreichen, die Sonne neigt sich und produziert intensive Farben. Wir treten den Rückweg über die alte Straße durch die Sanddünen Coralejos. Zum Abschluss noch ein paar Spaßbildchen in den Dünen von uns hinter den beiden prominent liegenden RIU Hotels machen, dann packt uns der Hunger.
Am Weg liegt Don Pepe. Ein Familienrestaurant gegenüber einer Yoga Exklave, die sich in einer der immer mehr werdenden Anlagen-Ruinen eingerichtet hat. Es gibt tollen Fisch. Und zu meiner Begeisterung gibt es beim zugehörigen Spielplatz auch einen Pool. Wir bestellen Essen und ich gehe natürlich das Salz der Lagunen abplanschen, bis das Essen kommt.
Uns beiden fällt auf, dass wir das hier so intensiv schon ewig nicht mehr gemacht haben. Also so Bruder-Schwester-Sachen. Man trifft sich im Alltag alle paar Wochen vielleicht mal zum Essen oder so. Nicht zu drei vier Tageswanderungen am Stück. Wer weiß, wann das wieder so klappt in Zukunft.