05.05.2025 Ziglab | ᐸ ᐳ ᐱ |
Die besagten Tunnel waren der Versuch, einen Aquädukt durch einen im Weg stehenden Hügel auf 450 Meter Länge hindurch zu graben. Der Tunnel ist vollständig, aber durch zu viele Baufehler war er nicht brauchbar. Es wurde von zwei Seiten aus gegraben. Man traf sich mit 2 Höhenmeter Unterschied. Alles unsonst. Auch in der Antike wurde versagt. Aber der Versuch ist dennoch sehenswert.
Punkt 12 Uhr starte ich auf den Weg für meine erste Etappe. Viel zu spät, ich weiß. Ich werde im Einbruch der Dunkelheit ankommen. Also keine Zeit verlieren. Nach der Stadt beginnt das Land. Es geht durch Wasserschluchten hinab in die Ebene vorbei an Olivenhainen und durch Steppenlandschaften. Viele Ziegenhirten sind anzutreffen und ich treffe auf die ersten Beduinen. Alle sind freundlich. Alle sind interessiert, was schön und anstrengend zugleich ist. Viele bieten mir an zu bleiben oder wollen mir wenigstens Wasser mitgeben. Den Satz "What's your Name?" kennen alle. Dann hört die Kommunikation leider auch schon auf. Verrate ich meinen Namen, verraten sie ihren, gepaart mit einem "Welcome to Jordan!" Fast immer ist es gleich, es wirkt wie erlernt, gerade bei den vielen Kindern, die mich manchmal grinsend ein paar Schritte begleiten. Ob das Teil des Schulunterrichts ist?
Nicht alles geht gut. Manche Kinder werden albern und ich fange an sie zu ignorieren, was mit. Steine werfen quittiert wird. Nach welchem Motto? Bekomme ich keine Aufmerksamkeit, erzeuge ich halt negative?! Morgen muss ich anders vorgehen. Einfach antworten, ob ernst gemeint oder nicht. Was mir richtig auf den Piss geht, sind die Hunde, die auf Schafherden aufpassen. Dann umringen mich gleich ein halbes Duzend. Sie werden zwar meist von den Besitzern erfolgreich zurück gepfiffen, aber ich bekomme jedes Mal einen Adrenalinschub. Das ist krass. Google sagt: ruhig weitergehen, Arme senken. Das funktioniert zum Glück.
Es wird schnell dunkel. Ich als Wanderer in der späten Dämmerung, das verusacht unweigerlich Raunen bei den Leuten, denen ixh begegne. Ich falle auf, als hätte ich einen Leutturm auf dem Kopf. Wahrscheinlich hab ich das mit meinem blonden Zopf auch. Morgen werde ich ihn einbuffen. Die stetige Aufmerksamkeit ist auf Dauer anstrengend.
Um 8 Uhr erreiche ich in der Dunkelheit mein Ziel Zaglab. Hier ist ein Stausee und es wurde eine Art Ökopark mit Spaßattraktionen gebaut für Besucher, die nicht hier sind. Frösche Quarken laut in umliegenden Tümpeln. Eine Lodge ist auch hier, durch ein Tor geschützt. Ich soll anrufen, damit jemand aufmacht. Nur hab ich gerade jetzt kein Netz. Was tun? Irgendwo hier mein Zelt aufschlagen? Na das kann toll werden im Dunkeln mit Taschenlampe von der Power Bank. Ich gehe eine Straße etwas aufwärts und bekomme irgendwann tatsächlich einen Balken und werde eingelassen. Hinter dem Tor verbirgt sich ein Besucherzentrum und ein Zeltplatz... mit Beleuchtung! Ich bin gerettet. Naja fast. Mein Zelt stand schon seit Kreta vor 10 Jahren nicht mehr. Die Gummistränge in den Streben sind völlig ausgeleiert, sodass ich sie beschneiden und neu einfädeln muss. Nur hab ich kein Messer dabei, wegen des Flugs. Also reibe ich sie mit meiner Feile, bis ich sie zerreißen kann. Schließlich steht mein Privathotel. Ab unter die Dusche. Vier Kinder sind hier und flechten Bambusmatten, um die Terrassenüberdachung auszubessern.
Es wird kalt. Ich sitze an einem Baum mit Steckdose, schreibe das hier und will früh schlafen. So ein Dunkelerlebnis macht nur bedingt Spaß, zumal der Weg teilweise wirklich nur durch die Markierungen erkennbar ist, erst recht auf den Felsen. Kein anderer Wanderer ist hier. Bin gespannt, ob sich das noch ändern wird.