Etappen

28.09.2015 Kambos und Livadia

  

n der Nacht regnet es in Strömen, bis sich gegen 9 Uhr morgens alles schließlich in blaues Wohlgefallen auflöst. Nach Joghurt mit Haushonig fährt uns Stellios in einen Kastanienhain, unseren Einstiegspunkt. Unser Ziel ist Elafonisi. Irgendwas sagt mir der Name, ich weiß noch nicht was. Aber zunächst machen wir Mittagspause in einer Taverne in Kampos mit Cola, Eis, Kaffee, zwei Schmusekatzen und WLAN als Lockmittel.
Zwei Stunden und ein paar Katzenverwöhungen später ging es weiter. Runter und noch weiter runter bis am die Küste, vorbei an Bauern, die den Wein ernteten und uns kosten ließen, an zwei diskutierenden Männern in ihren Pickups mitten auf der Straße, bis sich schließlich die Küste auftat. Das Küstensträßchen ist viel schöner als der eigentliche E4 und führt uns vorbei an ein paar Edelvillen von Novasol (ich dachte, die vermieten nur in Skandinavien?), von denen aus kleine blaue Pools glitzern und uns die Idee in den Kopf treibt mal eben über den Zaun zu hüpfen und... nee, wir sind zu feige. Es geht durch verschlafene Dörfchen und es gibt auch eine Bar. Davor 6 alte Leute in eher schweigender Diskussion vertieft. Wir brauchen Zuckerwasser und der Besitzer spendiert uns dazu Erdnüsse, ne Flasche Wasser und zwei Raki. Er hat jedenfalls seine Freude daran, dass wir bei ihm was trinken. Bisher sind alle Leute, die uns begegnen, auffallend herzlich. Manche fragen aus dem Auto heraus, ob wir Wasser haben wollen.... Ich frage mich bei all den Bewässerungsschläuchen nahezu überall, wie hoch der Wasserverbrauch und bei der wuchernden Verrohrung, wieviel verschwendet wird. Und überhaupt, bei den vielen Plastikflaschen und Dosen, die am Straßenrand liegen, denke ich, es wäre eine geniale Idee für einen Monat 10 Cent auf jede Flasche oder Dose zu vergeben. Kreta ist dann auf einmal reich an Rohstoffen wie Erdöl und Aluminium. Mit dem Erlös wird die Wasserversorgung grundsaniert und die Wirtschaft ist zum zweiten Mal gerettet. Der herrlichen Landschaft würde es nebenbei auch ganz gut tun. Der Vater gestern hatte seine eigene Meinung dazu, die nicht gerade griechenfreundlich ist. Eines, was er sagte, hat mir allerdings zu denken gegeben, wenn es wirklich so ist: Griechenland hat 9 Millionen Einwohner und derzeit 2 Millionen Flüchtlinge zu bewältigen.
Gegen 19 Uhr erreichen wir Livardia und es wird höchste Zeit das Zelt aufzuschlagen, auch wenn es wie 4 Uhr nachmittags aussieht. Wir finden ein wunderschönes Plätzchen etwas abseits des Dörfchens mit 3 Quadratmeter Wiese (jep, das ist selten bislang und ein kräftiges "Juchuuuu!" wert), das zum Zelt aufbauen gerade reicht. Eine halbe Stunde später steht es und die Sonne ist schon über den Horizont. Es ist warm, das Meer ist warm und wir nutzen den kitschigen 10-Punkte Sonnenuntergangsszenerie für eine heiße Wassershootingsession à la Heidi Klum, deren Ergebnisse perfekt für die kommenden DuschDas- und Davidoffcampagnen passen werden. Christian Schuller wäre stolz auf uns... obwohl... ach nee... dafür fehlt noch bunter Rauch aus Windkanonen, der einem in die Visage geblasen wird :-D