Etappen

08.10.2015 Imbros

  

Frances hat heute ihren Ruhetag gemacht und ich bin in die Imbrosschlucht gelaufen. Zum Glück von unten nach oben. Alle laufen von herunter. Und so hatte ich die Schlucht morgens eine Weile für mich, bis mir die ersten entgegen kamen. Die Schlucht ist wirklich ganz schön, aber eher unspektakulär, wenn man bereits den E4 hinter sich hat. Der wirklich spannende Teil, bei der die Schlucht nur 1,60m breit ist, ist nach 50m auch schon durchschritten. Danach und davor ist es ein Kerbel, wie wir es häufig durchquert haben, nur dass es Mülleimer und Geländer gibt und extrem gut ausgestattete Bergsteiger mit allem an sich, was der Mammutkatalog so preisgibt. "Das muss mal ein Bergführer sehen!" sagt einer mit Blick auf meine Schlappen, der die Schlucht mit seinem Tablet abfotografiert und mich gleich mit. Nach eineinhalb Stunden hab ich das obere Ende bei Imbros auf 750m Höhe an einer Passstraße erreicht, wo alle sich mit Bussen und Taxis absetzen lassen. Das ist also jetzt das Ende und im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt der Trans Kreta Wanderung auf dem E4. Höher war ich auf Kreta bislang nicht. Eine Bar wartet auf mich und ich gönne mir zur Krönung meinerselbst gleich zwei Eis! Danach suche mir für den Rückweg die Geocaches in der Schlucht heraus, die ich auf dem Abstieg absuche. Gar nicht so einfach in der Schlucht. Das Signal gibt einem häufig eine falsche Position an zwischen den engen Wänden.
Nach zwei Wochen Weg habe ich ein gutes Gefühl für den Weg und auch für Kreta bekommen. Landschaftlich ist der E4 besser, als ich es erwartet hätte, vor allem weil er weitestgehend wirklich als schöner Wanderweg und nur wenig an Straßen verlaufen ist. Manchmal hatte ich beim Blick auf meine Bilder das Gefühl ich schaue mir ein kitschiges Postkartenmeinemotiv aus den 70ern an. Aber naja, so sieht es hier halt aus ;-) Die Leute sind nett und herzlich, manchmal überheblich, wie am Füße der Imbrosschlucht, wo jeder Tavernenbesitzer mit einschleimenden Gesprächsanbiederungen um meine Gunst buhlt. Die meisten Küstenorte machen den Anschein zu 100% auf Tourismus zu setzen. Als Tourist hat man dabei nicht das Gefühl, dass gerade Krise ist, wenn man nicht zufällig einen Blick auf die Bilder der griechischen Nachrichten wirft, die in manchen Lokalen vor sich hinflimmern. Die Nachrichten sind manchmal ähnlich makaber und reißerisch aufgemacht wie in Spanien, bei denen detailliert dokumentierte Leichenteile und Fotos der Handydisplays von Abgeordneten im Plenarsaal das Wichtigste sind. Aber vielleicht gucken wir hier auch nur den falschen Sender. In den Städten an der Nordküste sah es etwas weniger heiter aus. Es ist einfach sich hier zurecht zu finden, solange man nicht zu scheu ist die Leute anzusprechen. Sonst kann man eine offizielle Beschilderung manchmal von einer Werbung nicht unbedingt unterscheiden. Oder sie wurde bei irgendeiner Hochzeit schon weggeballert ;-) Morgen geht unser Bus zurück nach Heraklion. Mal sehen, was es da noch zu sehen gibt.