Etappen

19.06.2016 Mires

  

Heute also die letzte Etappe nach Mires rauf auf eine 500m höher gelegene Ebene. Eigentlich wollte ich schon 6 Uhr aufbrechen, um der Sonne weitergehend vorweg zu laufen. Nur bin ich nachts erstmal die richtig fiese Variante von Hitze abbekommen. Meine Dunkelkammer hatte sich auf 40 Grad aufgeheizt und zwar alles. Die Mattratze, das Wasser, die Mauern, einfach alles. Ich lag also auf dem Bett mit dem vertrauten Siffgefühl im Sanarium, nur ohne Farbspiel in der Decke, dafür mit einer flackernden Leuchte vor dem Fenster, das ich nicht aufmachen konnte, wollte ich keine Mücke als Nachtbegleiter haben. Kühler wäre es ohnehin nicht geworden. Also, liebe Klimaanlage, tu deinen Dienst. Fernbedienung reagiert nicht. Batterien alle. Also laufe ich runter zu Bar der Besitzerin. Sie hat tatsächlich welche, die sie mir im in so einem Zeitlupentempo aus der Verpackung Pult, dass ich ihr bald über den Tresen gehüpft wäre. Ich will schlafen!! Endlich, wieder hoch, Anlage an. Ein LKW-Rattern geht los, das die Nachbarn wach macht. Egal. Die Bude kühlt sich längsam auf 30 Grad ab und ich schlaf ein.
8 Uhr geht das Elend los. 4,5 Liter Wasser hab ich dabei. Die sind 4 Stunden später fast alle und ich hab 20 km hinter mir. Von wegen. Google sagte was von 21km. Das kannste vergessen. Ich hab grad die Hälfte... Und kein Bock mehr. Das ist zermürbend und eine Erkenntnis für mich, dass Oktober die bessere Wanderzeit ist. 27 Grad sind super. 42 ist toll, wenn man diesem Kelly-Heini nacheifern will. Also, nächsten Mietwagen abwarten und Daumen raus. Meine Leopardenbadehose muss äußerst anziehend wirken. Gleich das erste Auto, ein schwules Pärchen aus Holland, nimmt mich mit zum Busbahnhof nach Mires. Liegt eh auf dem Weg. Sie wollen weiter nach Agia Galini. Weitere 20km später... hab ich wieder mal Mehl... sitz ich in einem Trinkwasserspringbrunnen vor der Busstation und warte auf Bus 58 nach Heraklion. Die Stadt ist und bleibt hässlich. Und bei 42 Grad klebt sie auch noch. Am Hotel angekommen bin ich triefend nass. Oh mann, so was Peinliches. Ich verlange den Schlüssel, für alles andere muss später Zeit sein. Der Raum hat eine granaten Klimaanlage und bringt ihn auf mitteleuropäische 20 Grad.
Hmm... So fühlt sich das also morgen wieder an. Muss gerade dieses Jahr sagen, das ist besser. Unter diesen Bedingungen laufen ist ätzend. Zum Glück setzte das erst ein, als ich in Lentas eingetroffen war. Nächstes Mal wieder Oktober, soviel steht fest. So. Jetzt noch was Essbares, das ist in diesem klimatischen Mikrokosmos verspeisen kann. Nach draußen bringe ich nur noch mein frisch durchgewaschenes Inventar. Waaaahnsinn, unter der Salzschicht ist mein Rucksack tatsächlich noch so schwarz wie vorher! Hmm... Das Essbare darf nur 4,30 nicht überschreiten. 1,20 kostet morgen der Bus zum Flughafen. Denn dank nicht akzeptierter Bankkarten bleiben mir noch 5,50. Hm. Auch eine Art Geld und Gebühren zu sparen.