Etappen

28.05.2017 Kastri

  

Uh, das war gestern anstrengender, als ich mir einigestehen wollte. Ich bin mit ziemlich derben Nackenschmerzen wach geworden. Und das "Loch", das mein heutiges Refugium im besten Falle genannt werden kann, machts nicht besser. Es hat zwei Fenster. Eines zeigt aufs Meer hinaus, allerdings in 1,80m Höhe. Meerblick also, wenn ich mich auf einen Stuhl stelle. Das andere gibt den Blick auf einen Kabelschacht samt Klimaanlage preis. Dahinter noch ein Fenster, das wiederum den Blick aufs Treppenhaus freigibt. Genial. Hätte ich nicht besser erdenken können. Auch die Dusche ist wieder eine von der Sorte: mach alles auf einmal: Klo, Zähneputzen, Haarewaschen. Der Besitzer sieht mein zerknirschtes Gesicht, als ich gegen 10 Uhr aufbrechen will. Und als ich kein Frühstück mehr bestelle, wird er sehr bemüht um sein Booking.com-Rating, wie mir scheint. Und was ich hier nicht alles erleben könnte. Er gibt mir zwei Broschüren. Malerisches Tsoutsouros. Ich brauch einfach nurn Keks vom Minimarkt und die Bank an der Promenade. Weit komme ich heute nicht. Mein Kopf hat keine Lust. Der nächste Ort ist 12km weiter. Sehr gut. Das reicht. Ich will auch endlich ins Meer. Der Wetterbericht sagt 12 Uhr wirds bewölkt. Und es ist auch so. Recht so. Brauch ich keine Sonnencreme.
Eine kleine Küstenstraße schlängelt sich bis zum nächsten Ort. Vorbei an einer Klippe, die ich auf keinen Fall verpassen darf und dem Strand mit der Höhle, die ich auf keinen Fall verpassen darf. Laut Hotelbesitzer jedenfalls. Ich darf das. Und so komme ich drei Stunden später in Kastri an. Mein Rechtschreibprogramm will den Ort immer zu "kastriert" korrigieren und bei dem Anblick würde ich dem fast Recht geben. Viele halbfertige Häuser, halbherzige Architektur und halb verhungerte Katzen. Ein kleiner Hafen. Die Küstenpromenade hat das Meerwasser zur Hälfte zurückgeholt, die andere Hälfte wurde mit weißer Farbe wieder zugekleckst. Weiß = sauber und fertig. Soviel hab ich hier gelernt. Hast du kein Bock mehr, dein Haus fertig zu bauen, mal es weiß an. Das Hotellchen heute ist auch weiß. Aber mit Blick ins Freie. Und das Meer ist gleich aus der Tür heraus. Im Garten hängt ein Wasserschlauch. Sehr gut, dann brauch ich die hier anscheinend übliche Klodusche nicht ertüchtigen. Das reicht mir für heute. Ich bin müde und muss mehr schlafen.