Wie war das nochmal...

Jetzt ist es schon einige Zeit her, dass ich angefangen habe etwas aufzuschreiben, wenn ich unterwegs bin. Neulich habe ich mir die ersten Beiträge einmal angeschaut, die ich vor einigen Jahren geschrieben habe. Es liest sich heute völlig anders. Ich empfinde mich vor allem anders. Ich weiß, was ich damals zu dem Zeitpunkt wahrgenommen habe, aber die Empfindung jetzt wirkt wie drei Schritte weiter. Es ist schön zu lesen, wie sich etwas damals angefühlt hat, denn ein Foto gibt das nicht wieder. Es suggeriert "Schau mal, so schön war es da, als ich alles Unsehenswerte aus dem Bildformat jenseits der 20 Megapixel verbannt habe". Jemand Anderer fühlt ohne die Geschichte vielleicht gähnende Langeweile, weil es die Urlaubsbilder eines Anderen sind. Ich habe gemerkt, dass eine Geschichte - und sei es, dass es nur drei Sätze sind - ein Bild lebendig bleiben lässt. Schöne Bilder allein ... da kann ich auch irgendwas in Google eingeben. Irgendeiner hats vor mir sicherlich schon abgelichtet, wahrscheinlich sogar deutlich besser. Aber habt ihr schonmal eine Reportage über ein Land gesehen, bevor ihr dort gewesen seid, um dann vor Ort festzustellen, dass alles ganz anders wirkt und die Reportage erst lebenlig für euch wurde, nachdem ihr sie nach dem Urlaub noch einmal geschaut habt? Im Grunde glaube ich, dass es jedem so geht, dem ich meine Fotos zeige. Es ist eine anonyme Gegend und jede Werbung im Fernsehen wirkt dagegen bunter, echter, schöner.
Am Anfang einer Reise ist es immer eine Art Zwang anzufangen mit dem Schreiben; ein Stück lästige Arbeit irgendwie. Ich muss mich immer überwinden. Am Ende einer Reise ist es das tägliche mentale Zähneputzen. Ich sammel während des Tages Gedankenbakterien, die sich vermehren und frag mich, was man daraus wohl stricken könnte. Am Abend muss der Kopf davon befreit werden. Das macht dann richtig Spaß! Ob es einen anderen interessiert ist mir dabei ziemlich egal. Aber es ist schön, wenn es jemand mitliest.

Was bleibt ist eine niedergeschriebene Empfindung, die die damalige Zeit, intensiver als jede Ablichtung es könnte, für mich wiederbelebt. Und vielleicht gelingt es hin und wieder auch, dass jemand, der es liest, das gleiche Gefühl empfindet wie ich, ohne überhaupt da gewesen zu sein...